Energieerzeugung hautnah

Energieerzeugung hautnah – CDU Gemeindeverband Baiersbronn besucht das Kernkraftwerk Neckarwestheim

Die Teilnehmer erlebten einen spannenden Nachmittag mit reichlich komplexer Technik und viel politischem Gesprächsstoff. Zu Beginn des sechsstündigen Programms stand ein Vortrag über die Funktionsweise eines Kernkraft-werkes und die Sicherheitssysteme der beiden Blöcke in Neckarwestheim an. Block I des Kraftwerks (GKN I) wird seit der Atomkatastrophe von Fukushima und dem Moratorium der Bunderegierung nicht mehr betrieben. Im Informationszentrum mussten alle Gäste zunächst die nötigen Sicherheitsprozeduren über sich ergehen lassen, ehe es eine Einführung in die Technik gab. Sowohl bei GKN I, einem der ältesten Kernkraftwerke in Deutschland, als auch bei GKN II, dem neuen Kraftwerk vom sogenannten Konvoi-Typ, handelt es sich um so genannte Druckwasserreaktoren. Bruno Härle vom Informationszentrum des Kernkraftwerks Neckarwestheim (GKN) berichtete über den abgeschalteten Block I, der erst vor kurzem neue Brennstäbe erhalten hatte und aufgrund der Abschaltung immer noch Wärme erzeugt, die ungenutzt im Kühlbecken abklingt. Block I besaß eine elektrische Leistung von 840 Megawatt. Die Anlage ging 1976 in Betrieb, die vergangenen Investitionen in die kontinuierliche Verbesserung von Block I seien seit seiner Inbetriebnahme inzwischen fast doppelt so hoch, wie die ursprünglichen Kosten für die Errichtung, führte Härle aus. Die EnBW hat in Block II in den vergangenen Jahren ebenfalls viel investiert und werde dies auch in Zukunft tun. Man stelle auf diese Weise sicher, dass die Anlage nach Stand der Technik stets weiter verbessert werde. Nachdem die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, folgte eine Führung durch das gesamte Kraftwerk um den Block II. Nachdem die Sicherheitsschleuse im Infocenter passiert war, führte der Weg über den so genannten „Toblerone-Gang“, der das Infocenter mit Block II verbindet, direkt in das Turbinenhaus. Dort befindet sich in einer Halle die Dampfturbine, die durch eine mächtige Welle den Generator antreibt. Block II, der 1989 ans Netz gegangen ist, produziert 1.400 Megawatt Strom. Nach der Turbinenhalle ging der Weg weiter zur Schaltzentrale von Block II, in der jeweils fünf Ingenieure in drei Acht-Stunden-Schichten den Reaktor pausenlos überwachen. Danach betraten die Teilnehmer das Reaktorgebäude. Bevor die eigentliche Sicherheitszone betreten werden kann, müssen die Besucher spezielle Plastiküberschuhe, grüne Arbeitskleidung und einen Sicherheitshelm anziehen. In die Brusttasche wird der Strahlungsmesser gesteckt, der eine eventuell auftretende radioaktive sofort Kontamination feststellt. Durch eine Sicherheitsschleuse und eine weitere Personenschleuse gelangten beide Gruppen nacheinander in die Stahlkugel, die einen Durchmesser von 56 Meter hat und in der sich der eigentliche Reaktor mit angrenzendem Abklingbecken befindet. Bei einem kurzen Rundgang durch das Herz der Anlage wurden die Abläufe erklärt, die bei einer Revision und bei Beladung der Castor-Behälter mit abgebrannten Kernstäben durchgeführt werden. Um das Reaktorgebäude wieder verlassen zu können, müssen am Ende drei verschiedene Strahlendetektoren passiert werden, mit denen sichergestellt wird, dass keiner der Besucher auch nur mit der kleinsten radioaktiven Strahlung belastet ist. Bei der anschließenden Abschlussdiskussion fragten die Teilnehmer über den aktuellen Sicherheits-standard auch vor dem Hintergrund, dass das Kernkraftwerk Neckarwestheim II bis zum Jahr 2022 am Netz bleibt. Beunruhigend ist jedoch auch, dass der bisher in Deutschland geforderte und gewährleistete sehr hohe Sicherheitsstandard von Kernkraftwerken in unseren Nachbarländern, von denen wir dann den Atomstrom zukaufen, bei weitem nicht angewandt wird und somit auch nicht gewährleistet ist. Gerade um sich eine umfassende Meinung auch zu diesem wichtigen Zukunftsthema zu bilden, war die Baiersbronner CDU in Neckarwestheim. Die Mitarbeiter des Kernkraftwerks beantworteten alle, auch die kritischen Fragen, ausführlich und umfassend. Die Teilnehmer bedanken sich bei Bruno Härle für seinen umfangreichen und detailierten Vortrag und verließen das Werk mit vielen neuen Eindrücken.